Zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiß man noch wenig darüber, welche Bedingungen für diskriminierungskritische Bildungsprozesse nötig sind, in welcher Weise Widerstände produktiv gemacht und Prozesse eines diskriminierungskritischen Conceptual Change befördert werden können. Das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs setzt an diesem Desiderat an: Wir untersuchen, größtenteils im Rahmen universitärer Lehre, die Auseinandersetzung mit diskriminierungskritischen Medien und Materialien, die Artikulations- und Umgangsweisen von und mit dabei auftretenden Widerständen sowie die Entwicklung von Haltungen und möglicherweise veränderten (pädagogischen) Handlungsweisen, kurz: Bildungs- und Professionalisierungsprozesse.
Die meisten Dissertationsprojekte nehmen einzelne diskriminierungskritisch perspektivierte universitäre Lehrveranstaltungen mit Studierenden im Lehramt (Bildungswissenschaften), in der Kunstdidaktik und der Sozialpädagogik in den Blick, andere richten einen retrospektiven Blick auf die Hochschulbildung oder untersuchen Studiengänge. Um individuelle und kollektive Aneignungsprozesse im Rahmen pädagogischen Handelns analysieren zu können, findet ein Großteil der Forschung im Kontext von Lehrangeboten statt, bei denen im Sinne des Problem Based Learning die in der theoretischen Auseinandersetzung angeeigneten diskriminierungskritischen Deutungsangebote von Studierenden in Praxisphasen weiterverarbeitet werden. Da es sich insgesamt um ein exploratives Vorhaben handelt, arbeiten die Kollegiat_innen mit (unterschiedlichen) rekonstruktiven Forschungsmethoden.
Durch die Dissertationen soll Grundlagenwissen zunächst in Bezug auf den deutschen Kontext erschlossen werden, mit dem sich dann an die internationale Diskussion Anschluss nehmen lässt. Das Graduiertenkolleg bearbeitet das skizzierte Desiderat auf verschiedenen Ebenen: im Hinblick auf unterschiedliche Disziplinen (Schulpädagogik, Sozialpädagogik, Kulturelle Bildung), auf verschiedene Beobachtungsdimensionen, im Hinblick auf verschiedene Differenz- und Ungleichheitsdimensionen und deren Verstrickungen sowie mit unterschiedlichen Forschungsmethoden. In den Forschungskolloquien werden diese verschiedenen Perspektiven systematisch in einen gemeinsamen Diskurs zusammengeführt und trianguliert.